ZEITung FÜR HEIMAT 39 Traumjob für Klimaretter Traumjob für Klimaretter Das CASUS-Institut bietet Weltspitzenforschung für den lokalen Forscher-Nachwuchs CASUS – Manch einer hat den Begriff vielleicht schon gehört. Doch nur die wenigsten werden sich darunter etwas vorstellen können. Es geht wohl irgendwie um Forschung. Und mit dem Klima soll es auch zu tun haben. Für alle neugierigen Unbezahlbarländer gibt es hier nun einen kleinen Einblick in die CASUS-Welt. Was macht Casus eigentlich? Das CASUS erforscht mit Hilfe digitaler Werkzeuge komplexe Systeme wie Klima, Biodiversität und exotische Materiezustände. Dazu gehören die kosmischen Teilchen- und Energieströme in der Nähe überschwerer Objekte ebenso wie Wetter, Künstliche Intelligenz, das Zusammenspiel von Physik, Chemie und Biologie in lebenden Organismen oder das vernetzte und autonome Fahren in der Stadt der Zukunft. Sehr komplexe Begriffe, hinter denen großartige Wissenschaftler stehen. Zukunftsforschung in alten Mauern Viele Görlitzer kennen sicher noch das alte Kondensatorenwerk an der Uferstraße. Jahrzehnte schon verbringt es im Dornröschenschlaf. Nur Touristen, Fotografen, Liebhaber alter Industriedenkmäler und manchmal auch ein Filmteam störten ab und zu diese Ruhe. Doch damit ist nun Schluss. In die 139 Jahre alten Mauern zieht nun die Zukunft ein. Ab 2022 wird das alte Werk umgebaut. Ein zweistelliger Millionenbetrag fließt in dieses Vorhaben. Internationale Wissenschaftler werden dann bei uns an der Neiße ansässig. Für naturwissenschaftlich interessierte Schüler könnte CASUS dann auch zu einen international renommierten Traum-Arbeitgeber direkt in der Heimat werden. Das müsste für die jungen Talente doch Anreiz genug sein, nach dem Abitur fleißig zu studieren und danach in die Heimat zurückzukehren. CASUS ist ins Unbezahlbarland gekommen, um zu bleiben CASUS bekommt ordentlichen Rückenwind für das Engagement in Görlitz. Sowohl der Freistaat als auch der Bund unterstützen diese Ansiedlung. Ministerpräsident Michael Kretschmer und Staatssekretär Prof. Wolf-Dieter Lukas vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben eine Erklärung zur Förderung und Finanzierung des Institutes bis 2028 unterzeichnet. Mit dieser langfristigen Perspektive wird der Umbau des „Alten Kondensatorenwerks“ an der Neiße zu einer modernen Forschungseinrichtung möglich. Das CASUS ordnet sich als Institut des Helmholtz-Zentrums Dresden- Rossendorf (HZDR) gemeinsam mit den Partnern Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig, Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik Dresden, Technische Universität Dresden und Universität Wrocław in die Forschungslandschaft ein. Entsprechende Kooperationsverträge sind bereits unterzeichnet. Der „Lost Place“ wird bald Geschichte sein. Zeitreise durch das Kondensatorenwerk Das Fabrikgebäude entstand in der Kaiserzeit im Jahr 1890. Verschiedene Unternehmen stellten hier Koffer und Dampfkessel her, auch eine Diamantschleiferei gab es zeitweise. 1952 begann der VEB Kondensatorenwerk Görlitz mit der Produktion von Papierkondensatoren, die zum Beispiel in Radios und Fernsehern verbaut wurden. Zunächst arbeiteten hunderte Mitarbeiter für den heimischen Bedarf, aber auch für den Export. In den 1960er-Jahren stieg die Nachfrage rasant, so dass Mitte der 1970er-Jahre über 1.000 Mitarbeiter benötigt wurden. Da der Platz dafür nicht mehr reichte, wurde in Zweigwerken auf polnischer Seite und in dem 1988 eingeweihten Neubau an der Girbigsdorfer Straße produziert. Doch da hatte sich der Markt gewandelt: Billigere asiatische Produkte verdrängten den einstigen Marktführer aus Osteuropa. 1992 mussten die Görlitzer Kondensatorenwerke Insolvenz anmelden. Hunderte wurden arbeitslos, der Bau verfiel und wurde zum Anziehungspunkt für „Lost Place“-Touristen. Doch nun ist der Verfall gestoppt. Dass am 4. September 2021 ein klares Zeichen für einen Neuanfang gesetzt wurde – und zwar einen, der Görlitz an der Weltspitze der Forschung mitspielen lässt –, erfreut uns und beglückt die Stadt!
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